"Prunz von Prunzelschütz" Aus der "Halunkenpostille", 1927 - Autor unbekannt* Der Ritter Prunz von Prunzelschütz, der saß auf seinem Rittersitz, mit Mannen und Gesinde, inmitten seiner Winde. Die strichen, wo er ging und stand, vom Hosenleder über's Land, und dröhnten wie Gewitter, so konnte es der Ritter. Zu Augsburg einst, auf dem Turnier, setzt er sich rücklings auf sein Tier, den Kopf zum Pferdeschwanz, und stürmte ohne Lanze. Doch kurz vor dem Zusammenprall, ein dumpfer Schlag, ein lauter Knall, Herr Prunz mit einem Furze, den Gegner bracht zum Sturze. Da brach der Jubel von der Schanz, Herr Prunzelschütz erhielt den Kranz, der Kaiser winkte lachend, und rief,: "Epochemachend!" Ein Jahr darauf, Herr Prunzelschütz, saß wieder auf dem Rittersitz, mit Mannen und Gesinde, inmitten seiner Winde. Da kam ein Bote, kreidebleich, und rief: "Herr Prunz, der Feind im Reich, das Heer rennt um sein Leben, wir müssen uns ergeben !" Flugs ritt Herr Prunzelschütz heran, und lupft den Harnisch hinten an, und ließ aus der Retorte, der Winde schlimmste Sorte. Das krachte, donnerte und pfiff, auf das der Feind die Flucht ergriff. Da rief das Volk und wollte, daß er regieren sollte. Herr Prunz, indessen todesmatt, sprach: "Gott, der uns geholfen hat, der möge uns bewahren !", drauf ließ er einen fahren. Der letzte war's, der ihm entfloh, dann schloß für immer den Popo, Herr Prunz, der frumbe Ritter, und alle fanden's bitter. Er ward begraben und verdarb, doch an der Stelle, wo er starb, steht heute eine Linde - drin raunen noch die Winde! *Einer Zuschrift zufolge sei der Autor keineswegs unbekannt, sondern ein gewisser Fritz Grasshoff gewesen. Vielen Dank für diesen Hinweis.